Donnerstag, 9. Mai 2013

weltenderscheinung


wenn die sonne streifen schneidet
durch unsere wolken an jenem tag
an dem eine welt in stücke fällt
wo allerleben zusammenbricht
und du und ich all diese grenzen
weithin auf ewig fort überschreiten

die berge habe ich da schmelzen gesehen
und die meere alle auf wilder flucht
und der himmel hat alle farbe verloren
und dieses dasein verschwand
wie es in vorzeiten kam
ins lebendige nichts

es ist zu empfindlich
dieses erdenart leben
greift nicht genug aus
in ein bestimmendes all
zu verletzlich der mensch
in ewiger dauer erbautes nur
kurze wimpernschläge aus zeit

und doch

es zählt was gemeinsam geschaffen
jegliches leben bleibt hier aufbewahrt
irgendwo zwischen den wechselnden zeiten
trägt sich weiterhin fort
was ist und was bleibt

vielleicht tief in den nebeln verborgen
vielleicht in den schreien alltiefer nacht
vielleicht im ruhen der letzen bewegung
vielleicht im kreisen unbeachteter kessel
vielleicht eben dort wo sich neusein erdacht

es bleibt sich doch gleich
da ist ein leben geboren
auf enge zeit stets
auf ewig gedacht

und ich möcht mit der welt
dies fortleben erproben
dies hierlieben eben
im wandelnden sein
dieses du sein
wir bleiben
im all und
im schein

(Assoziationen während des Hörens von Bernd Alois Zimmermanns "Photoptosis" von 1968.)

(Copyright © 9. Mai 2013, Bernd Pol)

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